Die Rittersche Ladungssäule im Ernst-Haeckel-Haus

Wissenschaftsgeschichte am Ernst-Haeckel-Haus

Historischer Rückblick & ehemalige Beschäftigte
Die Rittersche Ladungssäule im Ernst-Haeckel-Haus
Foto: Jens Meyer (Universität Jena)

Das Ernst-Haeckel-Haus „mit Archiv und Schau“ wurde am 31. Oktober 1920, in den Anfangsjahren der Weimarer Republik, gegründet. Erster Direktor war der Haeckel-Schüler Heinrich Schmidt (1874-1935), der zunächst Haeckels Briefe in populären Leseausgaben veröffentlichte und dessen Gemeinverständliche Werke herausgab. Nach Hitlers Machtübernahme versuchte er Haeckel für die nationalsozialistische Bewegung attraktiv zu machen. In seiner zweiten, 1934 erschienenen Biografie Ernst Haeckel. Denkmal eines großen Lebens schrieb er, dass Haeckels „naturverbundenes biologisches Denken […] „im neuen Reich eine überraschend kraftvolle Auferstehung“ feiere.

Die von Schmidt begonnene biografische und editorische Forschung wurde ab 1935 von seinem Nachfolger, dem Zoologen Victor Franz (1883-1950), fortgesetzt. Seine Professur für Zoologie war mit der Verpflichtung verbunden, die Lehre auf die Vererbungslehre und Geschichte der Biologie auszuweiten. Wie Schmidt war er bemüht, Haeckel als Wegbereiter des Nationalsozialismus zu stilisieren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ernst-Haeckel-Haus an die Universität angegliedert. Unter dem Direktorat von Georg Uschmann (1913-1986) wurde der biologiehistorische Schwerpunkt auf die Wissenschaftsgeschichte ausgeweitet und 1965 eine Professur für Wissenschaftsgeschichte geschaffen. 1971 wurde eine Kustodenstelle zur Betreuung des Archivs und Museums eingerichtet und mit Erika Krauße (1935-2003) besetzt, die bis zu ihrem Ausscheiden im Jahr 2000 das wissenschaftshistorische Profil des Ernst-Haeckel-Hauses wesentlich mitprägte. In ihren biografischen Arbeiten zu Haeckel untersuchte sie seine Stellung innerhalb der Geschichte der Biologie und seine Wirkung auf die Kunst und Architektur seiner Zeit. Sie öffnete schon zu Zeiten der DDR das Archiv für Nutzerinnen und Nutzer aus dem In- und Ausland und förderte damit nachhaltig das internationale Forschungsinteresse an Haeckel.

Unter dem Direktorat von Rüdiger Stolz wurden die in den einzelnen Naturwissenschaften vorhandenen wissenschaftshistorischen Kompetenzen der Universität am Ernst-Haeckel-Haus gebündelt. Die Wissenschaftsgeschichte wurde disziplinär organisiert und bestand aus der Summe der Geschichten der einzelnen naturwissenschaftlichen Disziplinen.

Nach der Deutschen Einheit kam das Ernst-Haeckel-Haus an die biologisch-pharmazeutische Fakultät. Obwohl an einer naturwissenschaftlichen Fakultät angesiedelt, wurde die Wissenschaftsgeschichte unter dem Direktorat von Olaf Breidbach (1957-2014) kulturwissenschaftlich ausgerichtet. Breidbach hinterfragte als Biologe und Philosoph die Objektivitätsansprüche der Naturwissenschaften und suchte diese (wissenschafts-) historisch zu relativieren. Er selbst interessierte sich insbesondere für das Anschauliche im Werk Haeckels sowie dessen Beitrag zum morphologischen Denken. Außerdem begründete er die Reihe Ernst-Haeckel-Haus-Studien Monographien zur Geschichte der Biowissenschaften und Medizin

Im Zeitraum von 1998 bis 2010 war das Ernst-Haeckel-Haus in den Sonderforschungsbereich 482 „Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800“ eingebunden, dessen Sprecher Breidbach von 2007 bis 2010 war. In dieser Zeit entstand eine ganze Reihe von Arbeiten zum Verhältnis von Naturforschung und (Natur-)Philosophie um 1800.

Literatur
  • Erika Krauße & Uwe Hoßfeld: Das Ernst-Haeckel-Haus in Jena. Von der privaten Stiftung zum Universitätsinstitut. In: Armin Geus (Hg.): Repräsentationsformen. Berlin 1999, S. 203-232.
  • Uwe Hoßfeld & Olaf Breidbach: Biologie- und Wissenschaftsgeschichte in Jena: Das Ernst-Haeckel-Haus der Friedrich-Schiller-Universität. In: Uwe Hoßfeld u.a. (Hg.): Hochschule im Nationalsozialismus. Studien zur Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena (1945-1990). Bd. 2. Köln, Weimar, Wien 2007, S. 1181-1206.
Ehemalige Mitarbeitende

Dr. Maurizio Di Bartolo

Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach 

Dr. Andreas Christoph

Sabine Ernst, M. Sc.

PD Dr. Christian Forstner

PD Dr. Jan Frercks

Dr. Bernd Helmbold

Dr. Klaus Holthausen

APL Prof. Dr. Uwe Hoßfeld

Dr. Claudia Hübner

Dr. Kai Torsten Kanz

Dr. André Karliczek

Dr. Kerrin Klinger

Dr. Christoph Kockerbeck

Dr. Steffen Kublik

Dr. Erika Krauße 

Dr. Dr. Peter Lange

Dr. Georg Levit

Dr. Jonas Maatsch

Dr. Mario Marino

Matthias Müller, M. Sc.

Dr. Jakob Mittelsdorf

Dr. Gerhard Müller

Horst Neuper, M.A.

Dipl. Biol. Rosemarie Nöthlich

Jürgen Querengässer

Prof. Dr. Thomas Potthast

Prof. Dr. Carsten Reinhardt

Dr. Katja Regenspurger

Prof. Dr. Nicolas Robin

PD Dr. Rudolf Seising

Dr. Joachim Schult

Dipl. Chem. Rita Schwertner

PD Dr. Rudolf Seising

Prof. Dr. Steffen Siegel

Dr. Michal Simunek

Prof. Dr. Georg Toepfer

Dr. habil. Renate Tobies

Daniel Ulbrich, M.A.

Dr. Heiko Weber

Dr. Gerhard Wiesenfeldt

Prof. Dr. Paul Ziche

Peter Zigman, M.A.

PD Dr. Susanne Zimmermann